Gemeine Winterlibelle

Sympecma fusca

VANDER LINDEN, 1820

Ein Männchen der Gemeinen Winterlibelle im Portrait.
Ein Männchen der Gemeinen Winterlibelle im Portrait.

 

Hinweise zur zoologisch wissenschaftlichen Nomenklatur: „Sympecma“: Ursprünglich hatte Charpentier den Namen „Sympycna“ von „sym“ und „pycnos“ (gr.) = „eng zusammengelegt“ vorgesehen. Aufgrund eines Lesefehlers hatte jedoch Burmeister (1839) in einer Veröffentlichung den Namen „Sympecma“ publiziert. Die Arbeit von Charpentier mit dem richtigen Namen erschien erst 1840. Aus Prioritätsgründen entsprechend den Nomenklaturregeln musste der Name beibehalten werden. „fusca“ stammt von „fuscus“ (lat.) = dunkelbraun. Nach der Körperfarbe der Tiere. Der deutsche Gattungsname weist auf die einzige deutsche Libellengattung hin, die regelmäßig als Imago überwintert. Der Deutsche Artname bezieht sich auf die im Verhältnis zu ihrer Schwesternart, der Sibirischen Winterlibelle, Sympecma paedisca, wesentlich größeren Verbreitung in Europa.

 

Ein direkter Vergleich zweier Weibchen beider Winterlibellenarten: Oben die Sibirische Winterlibelle, Sympecma paedisca, unten die Gemeine Winterlibelle, Sympecma fusca.
Ein direkter Vergleich zweier Weibchen beider Winterlibellenarten: Oben die Sibirische Winterlibelle, Sympecma paedisca, unten die Gemeine Winterlibelle, Sympecma fusca.

Bereits Ende März / Anfang April kann man die einzige Kleinlibellenart in Deutschland bewundern, die dazu in der Lage ist, einen ganzen Winter zu überstehen. Die nachfolgende Generation fliegt von Juni bis in den Mai des kommenden Jahres durch unsere heimischen Gefilde. Braun- beige im Aussehen, ist sie nicht so farbenprächtig wie ihre anderen Artgenossen aus der Familie der Kleinlibellen. Das hat seinen Grund. Die Libelle muss den kommenden Herbst und den Winter vor ihren Feinden gut getarnt überleben. Daher muss man schon genau hinsehen, will man eine von ihnen im trockenen Gras entdecken. Die Gemeine Winterlibelle, die durch ihre ungewöhnlich lange Lebenserwartung und über eine für Libellen nicht gerade übliche Flugzeit auf den Flügeln ist,  bildet hier die Ausnahme. Sie gehört zu Familie der Teichjungfern. Ihre nahe Verwandte, die Sibirische Winterlibelle, ist wesentlich seltener und kommt im Westen Deutschlands nicht vor.

 

Lebensraum der Gemeinen Winterlibelle, Sympecma fusca.
Lebensraum der Gemeinen Winterlibelle, Sympecma fusca.

 

Die Jungtiere leben anders als andere Teichjungfern. Den Sommer verbringen sie mit der Jagd nach Nahrung und einer langen Reifezeit. Zum Beginn des Herbstes suchen sie geschützte Quartiere abseits der Gewässer auf, in denen sie überwintern. Meist sind dies flach bewachsene Waldlichtungen, wo sich die Tiere an Pflanzenstengeln hängend, bei starkem Schneefall komplett zuschneien lassen. Sie verkriechen sich unter Steinen, Baumrinden und Falllaub. Die Bildtafel unten zeigt Männchen der Art in diversen Stadien.

 

Ein etwa 12 Monate altes Männchen der Gemeinen Winterlibelle, Sympecma fusca.
Ein etwa 12 Monate altes Männchen der Gemeinen Winterlibelle, Sympecma fusca.

 

Nachdem die Gemeine Winterlibelle die Kälteperiode überstanden hat,  ist sie nun auch geschlechtsreif. Sie hat sich  in ihrem Aussehen derart verändert, sodass man sie gut von den Jungtieren unterschieden werden kann. Fertig ausgefärbt, ist sie dunkler geworden. Die Augen weisen nun deutliche Flecken auf. In dürren Gräsern ist sie dadurch hervorragend getarnt und nur schwer zu entdecken. Unsere Aufnahmen zeigen Weibchen von Sympecma fusca in diversen Altersstufen:

 

 

Sobald im Frühjahr die Sonne scheint, beginnt ihre Paarungszeit. Nach der Paarung erfolgt die Eiablage. Das Pärchen fliegt in Tandemformation zu Wasseroberfläche. Dort angekommen sticht das Weibchen seine Eier in abgestorbenes Substrat von Gräsern, während es von dem Männchen bewacht wird. Droht Gefahr durch Frösche oder andere Feinde, zieht das Männchen sein Weibchen im Schlepptau blitzschnell aus der Gefahrenzone heraus.

 

Sympecma fusca besiedelt die verschiedensten Gewässertypen. Größere Seen werden im Uferbereich als Habitat angenommen. Naturnahe Weiher und Teiche, Flussaltwässer, Kies- und Tongruben sowie Baggerseen bilden weitere Lebensräume der Gemeinen Winterlibelle. Diese sollten vorzugsweise mit reicher, jedoch nicht zu dichter Röhricht- und Seggenvegetation bestanden sein. In großflächigen Torfstichen kommt sie ebenfalls vor. Fischteiche, deren Wasser über den Winter abgelassen wird, werden genauso bevölkert wie wintertrockene, natürliche Kleingewässer. Da die Art als Imago überwintert, macht ihnen die Austrocknung der verschiedenen Gewässertypen nichts aus. 

 

 

 

In ihrer Tagesphänologie gilt die Gemeine Winterlibelle als eine Art, die zwar am frühen Morgen zu schlüpfen beginnt, zur Reproduktionszeit jedoch erst gegen 11.00h MEZ am Gewässer erscheint. Wenn die Witterung im zeitigen Frühjahr warm genug ist, kann man kurze Zeit später schon die ersten Paarungsräder beobachten. Jedoch ist zu dieser Jahreszeit das Aktivitätsmaximum der Tiere auf wenige Stunden beschränkt, da es zum Nachmittag schon wieder empfindlich kühl werden kann. So endet die Tagesflugzeit im April an den meisten Tagen schon gegen 14.00h MEZ. 

 

Die Gemeine Winterlibelle gilt im Norden und Westen Deutschlands grundsätzlich als "Gefährdet". (Rote Liste = Stufe 3.) In Richtung Süden nimmt ihr Vorkommen ab, was sich in der Einstufung der Roten Liste wiederspiegelt: In Baden-Württemberg und in den Alpenregionen erreicht die Art die Stufe 2 = „Stark gefährdet“.

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