Östlicher Blaupfeil

Orthetrum albistylum

SELYS, 1848

 

Die wissenschaftliche Bezeichnung „Orthetrum“ kommt von „orthos“ (gr.) = gerade und êtron (gr.) = Unterleib. Vermutlich wird hier beim Genus „Orthetrum“ auf die parallelen Hinterleibsseiten verwiesen. „albistylum“ setzt sich aus „albus“ (lat.) = weiß und „stylus“ (lat.) = Stiel zusammen und nimmt auf die weißen Hinterleibsanhänge der Art Bezug.

 

Der deutsche Artname richtet sich nach dem Hauptverbreitungsgebiet in Südosteuropa und Asien.

 

 

Der Östliche Blaupfeil ist mit einer Körperlänge von 45 bis 50 Millimetern etwa gleich groß wie der Große Blaupfeil, Orthetrum cancellatum, wirkt jedoch wesentlich schlanker als dieser. Männliche Jungtiere sind blass gelb gefärbt. Am Abdomen weisen sie links und rechts zwei stark gewellte Längslinien auf. Im Alter werden diese durch eine blaue Wachsbereifung bis zum 6. Hinterleibssegment überdeckt. Das Abdomenende färbt sich schwarz, die Hinterleibsanhänge bleiben weiß. Der Thorax ist dunkelbraun gefärbt und zeigt seitlich zwei diagonale helle Binden. Die Augen sind grün bis grün grau.

 

Die Weibchen sind wie juvenile Männchen gefärbt, wobei ältere weibliche Tiere ihre Färbung zu blauviolett wechseln. Die Flügelmale beider Geschlechter sind schwarz.

 

Östlicher Blaupfeil, Orthetrum albistylum, altes, abgeflogenes Männchen.
Östlicher Blaupfeil, Orthetrum albistylum, altes, abgeflogenes Männchen.

 

Orthetrum albistylum hat sein Verbreitungsgebiet von Japan bis Frankreich, wobei sein Vorkommen nur inselartig angesehen werden muss. Die Art kommt im Iran, in Zentralasien der Mongolei und in Korea vor. In Europa existieren nur zwei voneinander getrennte Vorkommen. Zum Einen in Frankreich im Westen und zum Anderen in Osteuropa zwischen der Ukraine und Norditalien. Des Weiteren gibt es kleine Populationen in Polen und Griechenland.

 

In Deutschland ist der Östliche Blaupfeil extrem selten und kommt beispielsweise mit dem Föhn über die Alpen wo er sich dann am nördlichen Rand des Gebirges an geeigneten Gewässern zeitweise etabliert oder neu ansiedelt.

 

Östlicher Blaupfeil, Orthetrum albistylum, erwachsenes Weibchen.
Östlicher Blaupfeil, Orthetrum albistylum, erwachsenes Weibchen.

 

Das Habiatsspektrum von Orthetrum albistylum ist recht vielfältig. Er lebt an Stillgewässern wie Kiesgruben, Ödlandtümpel und neu geschaffene Wiesenweiher. Die Art fliegt außerdem an Fischteichen, Gräben, Kanälen und strömungsberuhigten Flussbuchten. Die Gewässer müssen ganzjährig besonnt, thermisch begünstigt und im Winter eisfrei sein. Die Ufer sollten flach sein und die Wassertiefe 2 Meter nicht überschreiten. Flachere Gewässer von der Größe von 80m2 bis zu mehreren Hektar Größe werden bevorzugt. Steile Ufer an Fischteichen werden toleriert. Bei den Fließgewässern darf das Wasser nur sehr langsam strömen. In allen Fällen sollte der Grund mit einer dicken Schlammschicht bedeckt sein. Die Ufer sind oft mit vertikal strukturierter Vegetation bewachsen. Viele Gewässer sind auch vollständig mit Röhricht umschlossen.

 

Flachwasserweiher und Baggerseen mit Vorkommen von Orthetrum albistylum weisen oft Schilf-und Rohrkolbenbestände sowie Schwimm- und Tauchblattvegetation auf. In Mitteleuropa neigt der Östliche Blaupfeil eher zu Fließgewässern.

 

 

Die Lebensweise der Imagines gleicht im Großen und Ganzen jener des Großen Blaupfeils, Orthetrum cancellatum. Die Jungtiere halten sich während ihrer Reifezeit auf Wiesen und Feldern in Gewässernähe auf, wo sie auch jagen. Dabei reicht das Beutespektrum von Fliegen und Mücken bis hin zu Schmetterlingen und Prachtlibellen wie die Bronzene Prachtlibelle, Calopteryx haemorrhoidalis.

 

Adulte Imagines fliegen mit sehr hoher Geschwindigkeit in einer Höhe von etwa einem Meter über die Wasseroberfläche und die Uferbereiche. Selten werden von erwachsenen Männchen Reviere besetzt, die sie gegen einfliegende Artgenossen und andere Großlibellen wie zum Beispiel den Plattbauch, Libellula depressa, energisch verteidigen. Bei wilden Verfolgungsjagden werden die Eindringlinge dann vertrieben. Fliegt ein Weibchen in das Revier ein, wird es zur Paarungszwecken ergriffen. Anschließend fliegt das Pärchen weit umher und setzt sich nur kurz und gelegentlich an Pflanzenstengeln oder auf dem Boden nieder. Die Paarung dauert 2 bis 10 Minuten und kann unter Umständen vollständig im Flug vollzogen werden. In der Regel endet sie im Sitzen.

 

 

Nachdem sich das Männchen vom Weibchen gelöst hat, fliegt dieses zur Eiablage, die fliegend vonstattengeht. Bei diesem Vorgang wird es vom Männchen aus einiger Entfernung bewacht.

 

Die fotografische Dokumentation von Orthetrum albistylum gestaltet sich sehr schwierig, da es sich hierbei um eine sehr scheue Art handelt. Entsprechend hoch ist die Fluchtdistanz der Tiere. In der Regel fliegen die Tiere spätestens bei einer Annäherung bei 3 Metern auf und ziehen mit sehr hoher Geschwindigkeit davon. Die besten Ergebnisse kann man dann erzielen, wenn sich die Männchen nach einem langen Revierkampf erschöpft in der Vegetation niederlassen. Weibchen neigen am späten Nachmittag zu längeren Ruhepausen.

 

Die Flugzeit des Östlichen Blaupfeils beginnt nördlich der Alpen zu Beginn des Juni und endet bereits in der zweiten Hälfte des August.

 

 

 

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