Plattbauch

Libellula depressa

LINNAEUS, 1758

 

Zum wissenschaftlichen Namen: „Libellula“: G. Rondelet verwendete das Wort erstmals für Larven von Kleinlibellen, die dem in der Antike so benannten Hammerhai ähneln sollen. „depressa“ kommt von „depressus“ (lat.) = flachgedrückt. Nach dem abgeflachten Hinterleib der Plattbauchlibellen. Daraus leitet sich auch der deutsche Artname ab.

 

Libellula depressa wurde, wie oben zu lesen ist, nach seinem stark abgeflachten Hinterleib (Abdomen) benannt und gehört  zur Familie der Segellibellen. Männchen und Weibchen sind im Alter leicht zu unterscheiden. Während das Männchen in einem leuchtenden Blau schon von Weitem  zu erkennen ist, muss man beim kräftig gelben Weibchen schon genauer hinsehen, um es auszumachen. Als Jungtiere sind beide Geschlechter gelb gefärbt. Erst im Laufe seiner Reifezeit wird das Abdomen des Männchens von einer hellblauen Wachsbereifung überzogen, wodurch es sich als adultes Tier von den weiblichen Imagines unterscheidet. Auf den Hinterflügeln befindet sich an deren Ansatz ein deutlich sichtbarer brauner Basalfleck, der in seiner Größe etwas variieren kann. Der Kopf wirkt durch das kompakte Abdomen breit, die Flugmuskulatur ist kräftig ausgebildet.

 

Die Bildtafel unten zeigt einige Sequenzen der Imaginalhäutung eines Weibchens.

 

 

Der Plattbauch kennt kein festes Revier, sondern vagabundiert weit umher. Dabei kommt ihm seine abgeflachte und gedrungene Gestalt zugute. Plattbäuche sind extrem schnelle und gewandte Flieger, die relativ große Strecken binnen kurzer Zeit zurücklegen können. Daher ist er als Pionier und Erstbesiedler von neu entstandenen Gewässern häufig als erste Großlibelle ebendort zu beobachten. An solchen Stellen sitzen die Männchen auf exponierten Ansitzen, wie freistehenden Ästen und Zweigen die nicht nur einen guten Überblick über das Gewässer bieten um nach Beute, Rivalen und natürlich auch nach Weibchen Ausschau zu halten. Trotz der Tatsache dass Libellula depressa-Männchen nicht, oder nur unmittelbar nach einer Kopulation mit einem Weibchen territorial sind, werden diese Ansitze gegen anfliegende Artgenossen und artfremde Eindringlinge verteidigt. Nachdem diese verjagt sind, wird der Aussichtsposten gleich wieder besetzt.

 

 

 

 

 

Diese zwei vom Typ her grundverschiedenen Habitate bilden einen Lebensraum für den Plattbauch. Zum Einen ein offener Drainagegraben mitten zwischen zwei landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen, zum Anderen ein extrem verkrautetes, sich selbst überlassenes und durch einfließende Rindergülle stark eutrophiertes Stillgewässer. An letzterem konnten die Autoren an einem Tag Anfang Juni über 60 schlüpfende Imagines zählen. Diese Fakten verdeutlichen die Anpassungsfähigkeit dieser Pionierart.

 

 

Wie andere Libellen auch, verfügt der Plattbauch über eine ausgezeichnete Sehkraft. Dennoch kommt es bei den Männchen der Art vor, dass des Öfteren Hornissen angeflogen werden, da sie wohl auf einige Entfernung den gelbgefärbten Weibchen gleichen. Offensichtlich erkennen Plattbauchmännchen die Weibchen primär an ihrer gelben Färbung.

 

Ist ein Weibchen gesichtet worden, fliegt das Männchen auf um seine Partnerin mit seinen Hinterleibsanhängen am Hinterkopf zu ergreifen. Die anschließende Paarung des Plattbauches erfolgt im Flug und dauert nur wenige Sekunden. Danach geht das Weibchen direkt zur  Eiablage über. Nach Segellibellenmanier werden die Eier dabei über dem offenen Gewässer im Flug abgeworfen. Das Männchen bewacht meist sein Weibchen bei dieser Prozedur. Rivalen werden rigoros vertrieben, was bei hoher Individuendichte an Pioniergewässern nicht immer einfach ist.

 

 

 

Bildserie unten: Weibchen des Plattbauchs, Libellula depressa, in verschiedenen Altersstufen.

 

 

Alte Weibchen des Plattbauches verblassen zusehend in ihrer Färbung. Der einst leuchtend gelbe Hinterleib färbt sich dann durchgehend braun. Sehr alte Weibchen zeigen nicht selten „männliche“ Merkmale indem sie eine ähnlich blaue Wachsbereifung ausbilden wie sie die geschlechtsreifen Männchen aufweisen. Bei einer derartigen Anomalie vermutet die Wissenschaft eine Hormonstörung aufgrund des relativ hohen Alters der Tiere. So gefärbt ist das Plattbauchweibchen nur an seinen Hinterleibsanhängen zu erkennen.

 

 

 

Bildserie unten: Männchen des Plattbauchs, Libellula depressa, in verschiedenen Altersstufen.

 

Plattbauch, Libellula depressa, reifes Männchen.
Plattbauch, Libellula depressa, reifes Männchen.

 

Der Plattbauch ist eine der ersten Arten von  Großlibellen, die man im Frühling beobachten kann. In warmen Frühjahren schlüpft Libellula depressa schon ab Mitte April. Die Schlupfperiode kann sich dabei durchaus in die Länge ziehen, sodass zum Beispiel in Berglagen noch Ende Juli Emergenzen dokumentiert werden können. Zu dieser Zeit endet die Flugzeit der im Flachland lebenden Individuen bereits wieder.

 

Als der robuste und recht anspruchslose Erstbesiedler diverser Gewässer und Habitate wird Libellula depressa in der Roten Liste für bedrohte Tierarten noch als „ungefährdet“ geführt. Ungeachtet dessen steht die Art, wie alle Libellen in Deutschland gemäß § 20e ff. BNatSchG. bzw. § 1 BArtSchV. unter besonderem Schutz.

 

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