Der wissenschaftliche Name „Leucorrhinia“ kommt von „leukos“ (gr.) = weiß und „rhinios“ (gr.) = nasig (zu „rhis“ = Nase) nach der weißen Stirn. „pectoralis“ ist das lateinische Adjektiv zu „pectus“ = Brust. Charpentier dachte, mit den gelben Brustflecken ein geeignetes Unterscheidungsmerkmal gefunden zu haben, da ihm die anderen Leucorrhinia-Arten noch unbekannt waren. Der deutsche Artname bezieht sich auf die größte Art innerhalb der Gattung.
Die Große Moosjungfer ist, wie ihr Name schon sagt, die größte unter den Leucorrhinia-Arten Sie erreicht eine Körperlänge von bis zu 4,5 Zentimetern, wobei ihr Körperbau wesentlich kräftiger ist als der der anderen Moosjungfern. Die Flügelspannweite misst in etwa 6,5 Zentimeter.
Die jungen Männchen erkennt man an den ausgedehnten gelben Flecken, die sich über die Hinterleibssegmente 2 bis 7 verteilen. Färbt das Männchen aus und wird erwachsen, so dunkeln die gelben Flecken allmählich nach. Nur der gelbe Fleck auf dem 7. Segment bleibt in seiner Ursprungsfarbe erhalten.
Momentaufnahmen der Emergenz eines Männchens der
Großen Moosjungfer.
Die Larven der Großen Moosjungfer werden bis zum Schlupf etwa 20 Millimeter groß. Als Schutz vor Prädatoren weisen sie auf dem Rücken an den Segmenten S-3 bis S-8 und an den Seiten an S-8 und S-9 kleine, aber spitze Dornen auf.
Männchen der Großen Moosjungfer, Leucorrhinia pectoralis.
Die Weibchen wirken noch kräftiger und weisen große, dottergelbe Hinterleibsflecken auf, die wie bei den Männchen teetassenförmig geformt sind. Sie ist nur sehr schwer von den Weibchen der Nordischen Moosjungfer zu unterscheiden, da einzig diese Flecken auf dem Hinterleib eine sichere Unterscheidung der beiden Arten erlaubt.
Ein typisches Habitat der Großen Moosjungfer, Leucorrhinia pectoralis.
Die Große Moosjungfer ist eine ausgesprochene Hochmoorlibelle. Ihre Entwicklung vollzieht sich vorzugsweise in nährstoffreichen Zwischenmoortümpeln und Torfseen, die mit dem schwimmenden Laichkraut, einer Unterwasserpflanze, ausgestattet sind.
Die Männchen sind keine sehr ausdauernden Flieger. Auf der Suche nach Weibchen fliegen sie den Gewässerrand auf und ab. Feste Reviere scheinen sie nicht zu kennen. Ist ein Weibchen gefunden, wird es sofort ergriffen. Die Paarung beginnt im Flug und wird sitzend in der niedrigen Vegetation beendet.
Kämpfe zwischen den Männchen sowie mit anderen Arten wie der Kleinen Moosjungfer, dem Vierfleck oder dem Großen Blaupfeil sind dabei an der Tagesordnung. Den Edellibellen, wie der Keilfleck- Mosaikjungfer oder der Kleinen Königslibelle, mit denen sie vergesellschaftet lebt, hat sie nichts entgegen zu setzen.
Die Große Moosjungfer ist zwar weit verbreitet, doch insgesamt sehr selten, da sie dort, wo sie vorkommt, nur in geringer Individuenzahl angetroffen wird. Die Hauptaktivität der Imagines reicht vom späten Vormittag bis in den Abend hinein. Vereinzelte Paarungsräder konnten an warmen Abenden noch um 18.00 h beobachtet werden. Bei großer Hitze - etwa um die Mittagszeit - geht die Libelle, wie viele Ihrer anderen Artgenossen auch, oft in die sogenannte "Obeliskstellung" über. Dabei wird der Hinterleib steil aufgerichtet und in Richtung Sonne gedreht. So ist gewährleistet, dass möglichst wenig Wärme aufgenommen wird und das Tier nicht überhitzt.
Kopulae der Großen Moosjungfer.
Die Große Moosjungfer fliegt von Mitte Mai bis Ende Juli in den beschriebenen Habitaten. In der Roten Liste für bedrohte Tierarten wird sie auf Länderebene unterschiedlich geführt. Ihr Status liegt in einigen Ländern bei der Stufe 2 = „Stark gefährdet“ in anderen Ländern erreicht sie die Stufe 1= „Vom Aussterben bedroht“.
Durch ihre hohen Habitatansprüche findet sie in letzter Zeit kaum noch entsprechende Lebensräume. Über die Entwicklung der Großen Moosjungfer ist allgemein wenig bekannt. Vermutlich benötigt die Larve für ihre Entwicklung zur fertigen Libelle drei Jahre. Offensichtlich unterliegen die Larven einem hohen Prädationsdruck. Untersuchungen an entsprechenden Habitaten ergaben, dass die Larven der Moosjungfern von solchen der Edellibellen wie speziell der Blaugrünen Mosaikjungfer, Aeshna cyanea, derart stark dezimiert werden, das Leucorrhinia pectoralis nur dann eine nennenswerte Schlupfabbundanz erreichen kann, wenn die Blaugrüne Mosaikjungfer in diesem Habitat nicht vertreten ist. Darüber hinaus reagiert diese Moosjungfernart empfindlich auf starken Fischbesatz. Neben den hohen Habitatansprüchen der Art sind dies weitere Aspekte, warum L. pectoralis im Allgemeinen so selten ist.