Sibirische Azurjungfer

Coenagrion hylas

TRYBOM, 1889

 

Hinweise zur wissenschaftlichen Nomenklatur: Coenagrion“ stammt vermutlich von „koinos“ (gr.) = gemeinsam und „agrion“ von „agrios“ (gr.) = auf den Feldern lebend. Begründung: Vor und nach der Paarung fliegen die Pärchen gemeinsam umher. Auch die Eiablage vieler Arten erfolgt gemeinsam, da das Männchen an das Weibchen angekoppelt bleibt.

 

Hylas war in der griechischen Mythologie einer der Begleiter des Herakles, der die Welt mit seinen berühmten 12 Taten von Ungeheuern befreite. Trybom brachte die jugendliche Schönheit des Hylas mit der Libelle in Verbindung.

 

Im Jahre 1952 wurde die Art von Alois Bilek erstmals in Bayern gefunden. Dieser nannte sie zunächst „Agrion freyi“, nach dem Käfersammler Georg Frey. Später wurde sie als die von Trybom in Sibirien entdeckte Coenagrion hylas erkannt.

 

Zu Ehren des Entdeckers in Europa wird diese Spezies auch Bileks- Azurjungfer genannt.

 

Sibirische Azurjungfer, Coenagrion hylas, Männchen.
Sibirische Azurjungfer, Coenagrion hylas, Männchen.
Sibirische Azurjungfer, Coenagrion hylas, Weibchen.
Sibirische Azurjungfer, Coenagrion hylas, Weibchen.

 

Die Sibirische Azurjungfer ist mit 33 bis 38 Millimetern Körperlänge die größte Azurjungfer Europas.

 

Bei den Männchen als auch bei den Weibchen sind der Hinterleib an den Seiten und auf der Unterseite sowie die Hinterbeinbasis schwarz. Die Art unterscheidet sich von anderen Azurjungfern außer durch ihre Größe auch durch die Form der postokularen Flecken, die bei Coenagrion hylas rundlich wirken.

 

Die Weibchen sind robust gebaut und weisen einen grünlich gefärbten Thorax und einen schwarz-blau gefleckten Hinterleib auf. Die Männchen sind komplett schwarz-blau gefärbt.

 

 

Die Sibirische Azurjungfer besiedelt, wie ihr Name schon sagt, weite Teile vom Jenissei bis zum oberen Ob. Westlich davon existieren drei kleine isolierte Areale der einst weiteren Verbreitung. Eines davon befindet sich am Ostrand des Polar-Urals, ein zweites in der Region Archangelsk, im europäischen Nordrussland. Das Dritte befindet sich in Nordtirol am nördlichen Alpenrand, rund 5.000 Kilometer vom Westrand des Hauptverbreitungsgebietes entfernt.

 

Die bayerische Population am Zwingsee bei Inzell ist seit 1967 erloschen. Die dortigen Tiere wurden vermutlich durch Absammeln und die Zerstörung ihres Lebensraumes vernichtet. Seitdem gilt die Art in Deutschland als ausgestorben.

 

Mit den kleinen Beständen im Nordtiroler Alpenland stellt Coenagrion hylas sehr wahrscheinlich die seltenste Libelle Europas dar.

 

 

Hier besiedelt die Sibirische Azurjungfer stehende oder nur schwach durchflossene Gewässer in Höhen von 875 bis 1.100 Meter u. NN. Es handelt sich hierbei um kalkreiche und ogliotrophe Bergseen mit oberirdischen Quellzuflüssen, wie auch flache, permanent Wasser führende Weiher verschiedener Größen im Bereich von natürlichen Wiesen und Auen.

 

Der Nachweis dieser überaus seltenen Art gestaltet sich recht schwierig, da Coenagrion hylas als sehr inaktiv gilt. Die jungen Imagines entfernen sich mitunter sehr weit vom Gewässer um zu reifen und zu jagen.

 

Die geschlechtsreifen Tiere fliegen nur bei sehr gutem, sonnigem und warmem Wetter  und entwickeln ihr Aktivitätsmaximum um die Mittagszeit. Paarungsaktivitäten finden in der Zeit von 11. 30h und 13.30 h. statt. Herrscht ein Männchenüberschuss am Gewässer, verlassen die unverpaarten Männchen dieses bereits gegen 13.00 h.

 

 

Die Pärchen finden sich in Gewässernähe und auf den sonnigen Wiesenflächen um die Ufer herum. Die Paarung als solche dauert etwa 20 Minuten. Danach fliegt das Paar aufs Wasser, wo die Eiablage in der Tandemformation erfolgt. Als Eiablagesubstrat dienen auf dem Wasser liegende Halme von Seggen, Sumpfbinsen und Blättern von Laichkraut.

 

Die Sibirische Azurjungfer ist wegen ihrer Seltenheit in Europa als verletzlich eingestuft und wird in der Roten Liste Österreichs in der Stufe 1 = „Vom Aussterben bedroht“ geführt. Gefährdungsfaktoren wie Freizeitaktivitäten und Badebetrieb, intensive Weidenutzung, Trampelschäden in den Uferregionen und Überdüngung der Entwicklungsgewässer können zur Ausrottung solch kleiner Populationen führen.

 

Die Flugzeit von Coenagrion hylas dauert von Mitte Mai bis Mitte August mit ihrem Schwerpunkt von Ende Mai bis Ende Juli.

 

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