Hinweise zur wissenschaftl. Nomenklatur: „Erythromma“ kommt von „erythros“ (gr.) = Rot und „omma“ (gr.) = Auge. „viridulum“ = Diminutiv (Verniedlichungsform) von „viridis“ (lat.) = grün, grünlich, vermutlich im Bezug auf die leicht grünlich wirkenden, frisch geschlüpften Imagines. Der Deutsche Artname verweist darauf, dass das Kleine Granatauge etwas kleiner ist das seine Schwesternart, das Große Granatauge, Erythromma najas.
Nachfolgend sind einige Sequenzen von der Emergenz eines Männchens zu sehen.
Auf den ersten Blick ist das Kleine Granatauge mit dem Großen Granatauge leicht zu verwechseln. Sieht man sich die Tiere genauer, an kommen doch einige deutliche Unterschiede zu Tage. Das Abdomen des Kleinen Granatauge ist knapp 5 Millimeter kürzer und misst in seiner Gesamtlänge 30 Millimeter.
Sind die männlichen Jungtiere anfangs noch farblich den Weibchen angepasst, färben sie sich bis zum Erreichen der Geschlechtsreife jedoch zum größten Teil blau. Die Oberseite des Abdomens hingegen färbt sich schwarz. Charakteristisch für die erwachsenen Männchen sind die leuchtend roten Augen. Weitere sichere Erkennungszeichen des männlichen Kleinen Granatauges sind das 8. Hinterleibssegment, welches an den Außenseiten blau gefärbt ist und das 10. Hinterleibssegment, das auf der Oberseite eine kleine X- förmige Zeichnung trägt. Wenn sich die erwachsenen Männchen absetzen, gehen sie oft in eine Art „Hohlkreuzposition“ über. Dabei wird das Ende des Hinterleibs etwas in die Luft gestreckt. Diese Haltung hat offenbar eine Signalwirkung auf die Weibchen und kommt nur bei dieser Art vor. Daher sind männliche Kleine Granataugen auch relativ leicht mit einem Fernglas aus einiger Entfernung bestimmbar.
Die Augen der Weibchen sind in der oberen Hälfte Braun und unten grünlich gelb. Die Weibchen beider Granataugenarten sind wesentlich schwerer voneinander zu unterscheiden. Bei ihnen sind die Abdominalsegmente 4 bis 8 gelbgrün und die Segmente davor und dahinter blaugrün gefärbt. Eine sichere Bestimmung ist auch hier nur bei der genauen Betrachtung des Hinterrandes der Vorderbrust (Prothorax, Pronotum) möglich. Beim Weibchen fehlt an dieser Stelle die typische Ausbuchtung der Schwesterart.
Die adulten Tiere sind recht schwer zu beobachten, da sie ihr Leben zum größten Teil weit draußen auf der Wasserfläche in den Schwimmblattzonen verbringen. Hier besetzen die Männchen Reviere auf Seerosenblättern, die sie gegen Eindringlinge anderer Arten, selbst Großlibellen, und Artgenossen vehement verteidigen. Ihre Aktivität beginnt bereits am frühen Morgen mit intensiven Suchflügen in geringer Höhe von nur wenigen Zentimetern. Die paarungsbereiten Weibchen erscheinen erst nach einem ausgiebigen Sonnenbad um die Mittagszeit am Wasser. Ist ein Weibchen entdeckt, wird es vom Männchen direkt angeflogen und in der Luft ergriffen. In der sogenannten Tandemformation geht es dann wieder zum Teichrosenblatt zurück, wo dann die Paarung sitzend vollzogen wird. Selten fliegt das Männchen mit dem Weibchen zusammen hierzu die nahe Ufervegetation an.
Bereits kurze Zeit später geht man gemeinsam zur Eiablage über. Zum Zeitpunkt der größten Mittagshitze ist die Abundanz am größten. Bereits ab 13.00 Uhr lässt die Aktivität merklich nach. Bis gegen 19.00 Uhr können nur noch vereinzelt Tiere beobachtet werden. Die Eier werden in waagerechter Position abgelegt, wobei das Weibchen seine Eier in das weiche Pflanzensubstrat unter der Wasseroberfläche einsticht. Nur wenn das Männchen keine Gelegenheit hat sich abzusetzen, stellt es sich aufrecht auf die Vorderbrust des Weibchens.
Erythromma viridulum beginnt in den ersten Tagen des Juni zu schlüpfen. Ab der 2. Junihälfte kann es tageweise zu regelrechten Massenschlüpfen kommen. Einige Nachzügler der Art schlüpfen noch bis in den August hinein. Die Schlupfvorgänge finden am Morgen meist zwischen 08.30 und 10.30 Uhr statt. Nach dem Schlupf entfernen sich die Kleinlibellen vom Gewässer. Bis zur Geschlechtsreife vagabundieren die jungen Imagines bis zu 200 Meter Entfernung vom Gewässer umher. Hier jagen sie nach Nahrung und setzen sich in Büschen und Hochstaudenfluren ab. Als Jugend- und Reifehabitat werden gerne besonnte und windgeschützte Sträucher und Hecken besetzt. Bei Einbruch der Dunkelheit werden Schlafplätze innerhalb des Röhrichtdickichtes angeflogen, wo die Tiere wegen der höheren Luftfeuchtigkeit an senkrechten Halmen ruhen.