Hinweise zur zoologisch wissenschaftlichen Nomenklatur: „Ischnura“ kommt von „ischnos“ (gr.) = dürr, mager, dünn und „ura“ (gr.) der Schwanz. Wegen des (im Vergleich zu Calopteryx (Prachtlibellen (?)) dünnen Hinterleibs. „elegans“ (lat.) = fein, geschmackvoll, elegant. Wegen der schönen variierenden Körperzeichnungen. Der deutsche Gattungsname bezieht sich auf die ausgedehnte, pechschwarze Hinterleibszeichnung. Der deutsche Artname verweist auf die größere Art gegenüber der Kleinen Pechlibelle, Ischnura pumilio.
Im Gegensatz zur Kleinen Pechlibelle tritt die recht anspruchslose Große Pechlibelle an fast allen Gewässertypen auf. Ausnahmen bilden säuerliche Moore oder stark strömende Bäche. Sie ist mit der Hufeisen-Azurjungfer, Coenagrion puella, die hier zu Lande am Häufigsten vorkommende Schlanklibelle und etwa genau so groß. Die Flugzeit reicht von Mai bis September.
Bevor auf die Große Pechlibelle, Ischnura elegans, mit ihren verschiedenen Farbmorphen als Imago näher eingegangen wird, sind im Folgenden einige Bilddokumente ihres Lebens als Larve und Sequenzen der Imaginalhäutung eines Weibchens der Art zu sehen.
Die Männchen der Großen Pechlibelle sind leicht mit der Kleinen Pechlibelle zu verwechseln. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal ist das sogenannte "Schlusslicht": bei der großen Pechlibelle ist das 8. Hinterleibssegment ganz und die Hinterleibssegmente 7 sowie 9 nur unterseitig blau gefärbt. Bei der Kleinen Pechlibelle hingegen ist das 9. Hinterleibssegment ganz blau gefärbt, das 8. nur halb. Die geschlechtsreifen Männchen sind am Thorax und den erwähnten Segmenten am Hinterleib ganz blau gefärbt. Auf der Oberseite des Abdomens zeigt sich eine durchgehend schwarze Färbung, die der Art schließlich ihren Namen gab.
Ein weiteres wichtiges Bestimmungsmerkmal der Art sind die runden postokularen (hinter den Augen) Flecken, die hier sehr schön zu erkennen sind. Alle anderen blauen Kleinlibellen, insbesondere die vielartigen Azurjungfern, besitzen an diesen Stellen tropfenförmige Flecken.
Weibchen der Großen Pechlibelle treten in fünf verschiedenen, genetisch bedingten Farbmorphen auf, zwei davon bei Jungtieren und drei bei geschlechtsreifen Tieren. Aus der Jugendform violacea, die einen violetten oder grünen Thorax, eine schwarze Antehumeralbinde und ein blaues „Schlusslicht“ aufweist, entwickelt sich entweder die Altersform typica (wie die Männchen gefärbt) oder - bei heterozygoten Individuen - die Form infuscans mit olivgrünem Thorax und einem grünbraunen bis fast schwarzen achten Abdominalsegment.
Junge Weibchen der Form rufescens besitzen einen lachsrosa bis orange gefärbten Thorax ohne Antehumeralstreifen und ein blaues achtes Abdominalsegment. Bei ihnen führt der innerhalb einer Woche auftretende morphologische Farbwechsel mit der Geschlechtsreife zur Form infuscans-obsoleta mit einem dann hellbraunen, rosa oder orangefarbenen Thorax und einem braunen, später fast schwarzen „Schlusslicht“.
Schauen wir uns die einzelnen Farbvarianten der Weibchen einmal genauer an: Da uns die Große Pechlibelle die Bestimmung ihrer einzelnen Varianten nicht gerade einfach macht, haben wir die einzelnen Aufnahmen mit Tabellen ergänzt. Leider kommen wir bei diesen Bestimmungen auch nicht mehr ohne wissenschaftliche Bezeichnungen aus, Dies alleine aus dem Grund, da es einfach keine deutschen Namen für die verschiedenen Farbvarianten der Tiere:
Jugendformen der Weibchen: (nach Sternberg/Buchwald)
Form
Postokularflecken Antehumeralbinde Thoraxfarbe 8. Hinterleibssegment
violacea blau vorhanden violett grün blau
rufescens orange, selten blau nicht vorhanden rosa bis orange blau
Altersformen der Weibchen: (nach Sternberg/Buchwald)
Form Postokularflecken Antehumeralbinde Thoraxfarbe 8. Hinterleibssegment
typica blau vorhanden blau blau
infuscans olivgrün vorhanden olivgrün grünbraun
infusc.-obsoleta orange nicht vorhanden rosa orange, braun,schwarz
Die Kopula erfolgt im klassischen Paarungsrad und kann eine Dauer von bis zu 7 Stunden erreichen. Später am Abend legen die Weibchen wie bereits geschildert, ihre Eier alleine, ohne die Begleitung der Männchen, ab.
Die Eiablage der Art findet zumeist in den frühen Abendstunden statt. Anders, als bei den Schlanklibellen wobei das Männchen angedockt und bewachend über dem Weibchen steht, legt das Weibchen der Großen Pechlibelle seine Eier alleine in Substrate der Uferzonen stehender Gewässer ab.