Zweigestreifte Quelljungfer (Ssp.)

Ssp. (Subspezies) Cordulegaster boltonii immaculifrons

SELYS, 1843

 

Hinweise zur zoologischen Nomenklatur: Der wissenschaftliche Name setzt sich aus „kordyle“ (gr.) = Keule und „gaster“ (gr.) = Bauch zusammen, was auf die keulig verdickten Abdomen der Männchen hinweist. „boltonii“ = zu Ehren des britischen Entomologen James Bolton, der die Art 1796 in Yorkshire entdeckt hat. Der deutsche Artname der Quelljungfern bezieht sich auf die bevorzugte Besiedelung von Quellgewässern.

 

Cordulegaster boltonii immaculifrons bildet eine Unterart der in Deutschland vorkommenden Zweigestreiften Quelljungfer, Cordulegaster boltonii. Auf einer mehrtägigen Expedition in einem weit abgelegenen Flusstal in den Cevennen Südfrankreichs entdeckten wir diese Unterart, welche im gleichen Areal mit der Nominatform Cordulegaster boltonii vergesellschaftet flog.

 

 

Die Tiere im Flug korrekt anzusprechen, das heißt  zweifelsfrei zu bestimmen, ist nahezu unmöglich. Selbst wenn sie an hohen Strukturen wie Ästen, Zweigen oder an Gebüsch senkrecht hängend ruhen, ist eine sichere Zuordnung nur schwer vorzunehmen. Dies geschieht am Besten anhand guter Makroaufnahmen am Rechner.

 

Um die Unterschiede beider Arten zu verdeutlichen, ist im Folgenden eine Vergleichsaufnahme zu sehen, welche die jeweiligen Oberseiten der Abdomen von erwachsenen Männchen zeigen. Die Unterscheidungsmerkmale werden darunter beschrieben.

 

 

Die Aufnahme links zeigt ein Männchen der Zweigestreiften Quelljungfer, Cordulegaster boltonii, wie sie auch in unseren heimischen Gefilden vorkommt. Rechts ist ein Männchen der Unterart, Cordulegaster boltonii immaculifrons, zu sehen. Wie deutlich zu erkennen ist, sind die gelben Zeichnungen beider Arten im Bereich  des Thorax identisch. Bei der Nominatform C. boltonii sind die kleinen unterteilten gelben Querbinden auf den einzelnen Abdominalsegmenten kräftiger ausgebildet als bei der Unterart C. boltonii immaculifrons. Bei den großen gelben Querbinden verhält es sich umgekehrt. Des Weiteren weist C. boltonii immaculifrons auf den Segmenten S-2 und S-8 je zwei parallel verlaufende, vertikale Einkerbungen in den gelben Querbinden auf, die jedoch variieren können.

 

Die Augen der Jungtiere sind milchig braun, jene der erwachsenen Tiere kräftig grün. Das Hinterhauptsdreieck zwischen den Augen am Hinterkopf ist gelb. Bei der Gestreiften Quelljungfer, Cordulegaster bidentata, ist es schwarz. Die Beine aller Quelljungfern sind schwarz gefärbt, ebenso die Flügelmale. Die Vorderkannte der Flügel ist gelb.

 

Bilder von erwachsenen Männchen der Unterart der Zweigestreiften Quelljungfer:

 

 

Wie alle Quelljungfern imponiert auch Cordulegaster boltonii immaculifrons durch ihre beachtliche Größe. Mit einer Körperlänge von 9 Zentimetern und einer Flügelspannweite von bis zu 11 Zentimetern gehört sie zu den größten Libellen Europas. Es sind sehr geschickte Flieger die im Suchflug sehr langsam und elegant die Gewässer nach Weibchen absuchen und bei Jagdflügen sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen können. Ihre Flüge werden des Öfteren von Ruhepausen unterbrochen. Hierzu hängen sich die großen Libellen senkrecht an Ästen, Zweigen oder niederen Strukturen auf. Selten, meist nur zur Paarung, suchen sie die Baumwipfel auf.

 

Die folgende Bildtafel zeigt Dokumente von Weibchen der Art.

 

 

Überraschender Weise zeigten die großen Libellen während unserer Exkursion vor uns sehr wenig Scheu und verhielten sich äußerst kooperativ. Da wir uns zur Hauptabbundanz der Spezies in ihrem Lebensraum aufhielten, konnten sowohl Emergenzen als auch Eiablagen fotografisch dokumentiert werden. Offensichtlich ist ihre Ignoranz gegenüber uns „Eindringlingen“ in ihr abgelegenes Habitat so zu werten, dass die Imagines in ihrem relativ kurzen Leben kaum einen Menschen zu sehen bekommen.  Wie bei allen anderen Quelljungfernarten dauert die Entwicklung vom Ei bist zur Libelle sehr lange. Die Larven leben zwischen 5 und 7 Jahren eingegraben im Sediment des Gewässerbodens und ernähren sich von allerlei Kleingetier, was ihnen von der Strömung vor die Fangmaske getrieben wird. Die Lebenserwartung der Imagines ist in diesem Verhältnis gesehen recht kurz und wird auf 8 Wochen geschätzt.

 

Die Jahres- bzw. Tagesphänologie der Unterart der Zweigestreiften Quelljungfer entspricht weitestgehend der ihrer Schwesternart. Ihr Vorkommen ist auf den Süden Frankreichs und der iberischen Halbinsel beschränkt. Die Art steht dort per Gesetz unter besonderem Schutz. Ihre Flugzeit beginnt Anfang Juni und reicht bis in den September hinein.

 

 

 

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