Zur Nomenklatur. Der wissenschaftliche Name setzt sich aus „kordyle“ (gr.) = Keule und „gaster“ (gr.) = Bauch zusammen, was auf die keulig verdickten Abdomen der Männchen hinweist. „bidentata“ kommt von „bi“ (Lat.) = zwei und „dens“ (lat.) = Zahn. Die oberen Hinterleibsanhänge der Männchen weisen bei seitlicher Betrachtung zwei gut sichtbare Zähne auf. Der deutsche Artname der Quelljungfern bezieht sich auf die bevorzugte Besiedelung von Quellgewässern.
Die Gestreifte Quelljungfer erreicht eine Körperlänge von etwa 9 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 10 Zentimetern. Sie zählt damit zu den sehr großen heimischen Libellenarten.
Verwechslungsgefahr besteht mit der zweiten Quelljungfernart die in unseren Gefilden zu finden ist, der Zweigestreiften Quelljungfer, Cordulegaster boltonii. Schaut man sich die beiden Arten genauer an, so werden einige Bestimmungsmerkmale offenbar.
In der dorsalen Ansicht ist sehr schön zu erkennen, dass die Gestreifte Quelljungfer auf den Hinterleibssegmenten 4 bis 7 nur je ein großes gelbes Fleckenpaar aufweist, die in der lateralen Ansicht wie Ringe wirken. Bei der Zweigestreiften Quelljungfer befindet sich auf den gleichen Segmenten je ein großes und ein kleines Fleckenpaar.
Ein weiteres, sicheres Unterscheidungsmerkmal ist das sogenannte „Hinterhauptsdreieck“. Das ist die Stelle am Hinterkopf, wo sich beide Augen nach außen hin trennen. Das etwa 2 Millimeter große Hinterhauptsdreieck ist bei der Gestreiften Quelljungfer schwarz und bei der Zweigestreiften Quelljungfer leuchtend gelb gefärbt.
In Habitaten wo beide Arten vergesellschaftet leben, ist ein korrektes „ansprechen“ im Flug nahezu unmöglich, da die Tiere trotz ihrer imposanten Größe im Flug mit ihrer Umgebung regelrecht verschmelzen.
Beide Arten der Quelljungfern unterscheiden sich zudem in ihren territorialen Verhaltensweisen. Während die Zweigestreifte Quelljungfer im Frei- oder Flachland weite Abschnitte des angestammten Gewässers auf der Suche nach Beute oder Weibchen jagend oder patrouillierend abfliegt, beschränkt sich das Territorium der gestreiften Quelljungfer lediglich auf jene „krenalen“ Gebiete, aus denen sie als Larve emporstieg. Als krenales Gebiet, werden kleinflächige Lebensräume um eine Quelle bezeichnet, dessen physikalische und chemische Faktoren jahreszeitlich größtenteils konstant sind. Mit anderen Worten: Die Gestreifte Quelljungfer ist sehr standorttreu und hat dadurch einen Aktionsradius von etwa nur 300 Metern um ihren „Geburtsort“ herum. Idealerweise sollte dieser Ort von Wald umstanden sein oder in räumlicher Nähe zum Wald liegen.
Der Schlupfvorgang der Gestreiften Quelljungfer geht für ihre Größe recht schnell vonstatten. Vergleichbar große Edellibellen wie zum Beispiel die Braune Mosaikjungfer, Aeshna grandis, benötigt zur Imaginalhäutung unter optimalen Bedingungen etwa 4 Stunden. Cordulegaster bidentata kann nach 2,5 Stunden zum Jungfernflug starten.
Unmittelbar danach folgen die ersten Jagdflüge. Als eine der größten heimischen Libellenarten verfügt die Gestreifte Quelljungfer über ein hohes Beutespektrum und ist in der Lage, auch wehrhafte Beute mit Giftstachel, wie Bienen, Wespen oder gar Hornissen zu schlagen.
Das Fortpflanzungsverhalten ist bei den Quelljungfernarten gleich. Nach der Paarung fliegt das Weibchen zum Wasser und setzt senkrecht fliegend, ähnlich einer langsam laufenden Nähmaschine, im ein- bis zwei-Sekunden-Takt die Eier in das Sediment des Quell- oder Bachgrundes ein. (Siehe hierzu Kapitel: Zweigestreifte Quelljungfer, Cordulegaster boltonii, Eiablage.)
Die Flugzeit der Art ist sehr kurz. Sie beträgt nur 4 bis 6 Wochen, beginnt Ende Mai und endet bereits in der ersten Woche des Juli.
Insgesamt kann die Art als sehr selten angesehen werden. Bedingt durch ihre kurze Flugzeit, gepaart mit Standorttreue und relativ hohen Habitatansprüchen ist Cordulegaster bidentata eine Art, die Gebietsweise als vom Aussterben bedroht eingestuft wurde. Überdies kommt sie aus den genannten Gründen nur inselartig vor. Diese Parameter gestalten einen Nachweis und eine damit verbundene fotografische Dokumentation recht schwierig.
Eine große und zunehmende Bedrohung stellt die intensive Forstwirtschaft dar. Wenn in Quellreichen Waldgebieten die kleinen Gewässer mit Holzabfällen infolge von Baumfällungen überdeckt und nicht beiseite geräumt werden, wird der Art ihr Lebensraum genommen und das Fortpflanzungshabitat ist verloren. Hier besteht seitens der Förster und Waldarbeiter über die scheinbar „wertlosen Kleingewässer“ ein dringender Aufklärungsbedarf.