Zur wissenschaftlichen Nomenklatur: "Gomphus" kommt von „gomphos“ (gr.) = Pflock, Nagel, Keil; nach der keilförmigen Form des Hinterleibs der Männchen. „pulchellus“ (lat.) = „hübsch“. Der deutsche Artname bezieht sich auf das Hauptverbreitungsgebiet in Westeuropa.
Die Westliche Keiljungfer ist eine schlanke und daher recht zierlich wirkende, mittelgroße Libelle aus der Familie der Flussjungfern. Die Körperlänge beträgt 45 bis 50 Millimeter. Sie erreicht eine Flügelspannweite von 60 bis 70 Millimetern. Ihre Beine weisen deutliche schwarze-gelbe Streifen auf.
Charakteristisch für alle Flussjungfern sind die weit auseinander stehenden Facettenaugen. Dazwischen liegen drei Punktaugen, die dem Tier zur Licht- und Entfernungsmessung dienen.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Gomphiden ist die genaue Anordnung der dunklen Streifen auf dem gelben Thorax. Diese sind bei der Westlichen Keiljungfer sehr schmal und setzten sich über das gesamte Abdomen fort. Da hierdurch der Gelbanteil des Körpers überwiegt, erscheinen die Tiere ziemlich hell. Mit zunehmendem Alter geht das leuchtende Gelb in einen dunklen Oliv-Ton über.
Der Hinterleib weist bei beiden Geschlechtern keine keulenförmige Verdickung auf. Bei den Männchen ist lediglich das zweite Hinterleibssegment tailliert. Das Abdomen der Weibchen ist von gleichmäßig runder Gestalt.
Der vorangegangene Bilderblock zeigt die Emergenz eines Weibchen dieser Art. Auf den folgenden Aufnahmen sind Männchen abgebildet.
Verwechslungsgefahr besteht bei dieser Art mit der Asiatischen Keiljungfer, Gomphus flavipes, und der Gelben Keiljungfer, Gomphus simillimus, die jedoch wesentlich seltener sind und deren Hauptabundanz etwas später im Jahr liegt.
Als zusätzliches Bestimmungsmerkmal kann die Farbe der Augen der jeweils adulten Tiere Aufschluss über die Art geben: Die Westliche Keiljungfer hat im Erwachsenenstadium graublaue Augen. Die Augen der Asiatischen Keiljungfer sind grün, während die der Gelben Keiljungfer hellblau sind.
Zur Geschlechtsreife versammeln sich die Männchen wieder am Gewässer, wo sie auf erhöhten Ansitzen auf Weibchen warten.
Dabei zeigen sie sich nicht sehr flugfreudig, was zur Folge hat, dass so gut wie keine Revierkämpfe zu beobachten sind. Lediglich artfremde Männchen, darunter die Orthetrum-(Blaupfeil) Arten, mit welchen sie gerne vergesellschaftet leben, werden mit mäßigem Erfolg attackiert.
Ist ein Weibchen in Sichtweite, wird es sofort angeflogen und ergriffen. Das Paarungsrad bildet sich in der Luft. Die eigentliche Paarung vollzieht sich sitzend in niederer Vegetation und dauert mehrere Minuten.
Bei der Eiablage presst das Weibchen im Sitzen einen Eiballen aus. Dieser wird anschließend durch wiederholtes kurzes Eintauchen des Abdomens portionsweise auf der Wasseroberfläche abgestreift. Die Eier sinken auf den Gewässergrund und bleiben dank einer klebrigen Gallertmasse an Wasserpflanzen oder auf dem Grund kleben.
Gomphus pulchellus kann sich auch in stehenden Gewässern entwickelt.
Die Westliche Keiljungfer erbeutet kleine bis mittelgroße Insekten, die im Sturzflug erbeutet werden. Selten wird ein Opfer im direkten Flug erbeutet.
Die Larven leben auf dem Grund ihres Gewässers und fangen dort kleine Insektenlarven und gelegentlich Kleinkrebse.
Vor einigen Jahrzehnten lag ihr Verbreitungsgebiet in Südwesteuropa, hauptsächlich in Südfrankreich und Spanien. Dann wurde die Schweiz als Lebensraum gewonnen.
Heute hat sich das Verbreitungsgebiet auf nahezu das gesamte Mitteleuropa ausgeweitet.
Mittlerweile liegen Fundmeldungen aus Ostfriesland und Sachsen-Anhalt vor. Die Art tendiert dazu, sich in Richtung Osten auszubreiten. Ihr derzeitiger Schwerpunkt liegt in der deutschen Oberrheinebene.
Gomphus pulchellus stellt gewisse Anforderungen an die Wasserqualität, die erfreulicher Weise von den meisten Nordrhein-Westfälischen Gewässertypen erfüllt werden.
Somit ist die Westliche Keiljungfer vielerorts anzutreffen. Naturschutzgebiete in der Eifel, der Ville und in der Wahner Heide verzeichnen in den letzten Jahren eine gesunde Population der Art.
Dennoch gilt sie in Deutschland als „besonders geschützt“, da infrastrukturell viele Eingriffe ihrem Bestand schaden könnten.
Ihre ursprünglichen Biotope, wie Flussauen und tote Rheinarme sind heute kaum noch vorhanden.
Ausweichbiotope, wie die schon erwähnten Baggerseen und Kiesgruben werden zunehmend verklappt. Mit starkem Fischbestand besetzte Seen und Weiher setzen der Art ebenfalls stark zu. Letztlich wird sich Gomphus pulchellus auf die wenigen naturbelassenen Teiche in der Region zurückziehen müssen.
In Ausnahmefällen konnten die Autoren Gomphus pulchellus schon am 22. März (!) beobachten. Diese vorzeitige Emergenz wurde von künstlich aufgeheizten Gewässern, wie sie auf dem Gelände des Schlossparks Paffendorf/Erft vorgefunden werden, beeinflusst.
Die Flugzeit der Libelle beginnt in Mitteleuropa in der
Regel bereits Ende April / Anfang Mai und dauert witterungsbegünstigt bis Mitte September.