Der wissenschaftliche Name der Art weist bereits darauf hin, dass die Gelbe Keiljungfer sehr leicht mit anderen Flußjungfern verwechselt werden kann. simillimus, lat. „äußerst ähnlich“), insbesondere mit der Westlichen Keiljungfer, Gomphus pulchellus. Im Gegensatz zu dieser verfügt die Gelbe Keiljungfer jedoch über einen kräftigeren Thorax sowie das beim Männchen keilförmig erweiterte Abdomen.
Die schwarzen Streifen auf dem Brustabschnitt bei Gomphus simillimus erscheinen breiter; so sind etwa der zweite und der dritte Streifen breiter als der zwischen ihnen liegende, hellgelb gefärbte Raum. Die kräftigen Beine sind schwarz-gelb gestreift und die Augen der erwachsenen Tiere sind blau.
Von der ebenfalls recht ähnlichen Asiatischen Keiljungfer, Gomphus flavipes, lässt sie sich am leichtesten unterscheiden, da bei der Gelben Keiljungfer die äußeren schwarzen Streifen am Thorax dichter beieinander liegen. Der vordere Bruststreifen endet etwa in der Mitte.
Da die Imagines sehr kräftig wirken und längere Beine als andere Gomphiden besitzen, können sie Beute von der Größe anderer Flussjungfern schlagen.
Die folgenden Bilder zeigen Männchen dieser sehr seltenen Art.
Die Art zeigt keinen Sexualdimorphismus, das heißt, die Weibchen sind nur an den Hinterleibsanhängen zu erkennen und daran, dass sie keine erkennbare Taille besitzen.
Die Spezies besiedelt offenbar nur Fließgewässer, jedoch lassen Exuvienfunde und frisch geschlüpfte Tiere an den Ufern des Bodensees darauf schließen, dass sich die Art auch in großen Seen entwickeln kann. Über die Biologie und ihr Verhalten ist nur wenig bekannt. Die Männchen erwarten die paarungsbereiten Weibchen in Gewässernähe auf dem Boden sitzend. Kommen die Weibchen ans Wasser, werden sie von den Männchen ergriffen und es kommt zur Paarung, die innerhalb einer halben Stunde in der Vegetation sitzend vollführt wird. Wie bei anderen Gomphiden ähnlich, presst das Weibchen nach der Paarung im Gebüsch unweit der Wasserlinie sitzend einen Eiballen aus. Damit fliegt es zum Wasser und streift die Eier durch das Eintauchen der Hinterleibsspitze ab.
Die Gelbe Keiljungfer ist ein westmediterranes Faunenelement. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Südwesteuropa, von der Iberischen Halbinsel über Süd- bis Mittelfrankreich. In Deutschland wurde die Art erstmals Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts am Bodensee nachgewiesen. Weitere Funde gelangen im benachbarten Schweizer Grenzgebiet, am Hochrhein. Dort kommt Gomphus simillimus entgegen anders lautender Angaben auch heute noch vor.
Ihre Hauptflugzeit beginnt etwa Mitte Mai und reicht bis Ende Juli. Im äußersten Norden ihres Verbreitungsgebietes kann sie mit viel Glück auch noch im August angetroffen werden.
Auf einer unserer Exkursionen, die wir im Juni 2014 in der südfranzösischen „Crau“ durchführten, fiel uns ein junges Weibchen von Gomphus simillimus auf, das anders war als alle anderen.
Sein Abdomen war ab dem 3. Hinterleibssegment stark tailliert und verdickte sich vom 7. Bis zum 10. Segment wieder deutlich. Diese Form des Hinterleibs der Art ist eigentlich nur den Männchen vorbehalten. Die Anhänge am Ende des 10 Abdominalsegmentes waren indes eindeutig weiblich.
Die Beobachtung fand um die Mittagszeit bei über 30°C statt. Das Tier saß dabei auf einem warmen Stein und war, vermutlich aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung nicht sehr flugfreudig, sodass zunächst einige Nahaufnahmen dieses seltenen Exemplars gelangen.
Eine Aufnahme von der Seite zeigt deutlich das Fehlen eines sekundären Geschlechtsteils an der Unterseite des 2. Hinterleibssegmentes. Dies und die bereits erwähnten Hinterleibsanhänge sprachen dafür, dass wir es mit einem Weibchen zu tun hatten. Alle anderen äußeren Merkmale wiesen männliche Züge auf.
Wieder zu Hause, verliefen ausgiebige Recherchen zu diesem Tier selbst unter Zuhilfenahme guter Fachliteratur im Sande, sodass wir führende Experten auf diesem Gebiet konsultierten, um Antworten auf unsere Fragen zu erhalten.
Eine dieser Erklärungen hatte folgenden Wortlaut:
„Liebes Waldschrat-Team,
Anhand der Fotos sehe ich das Exemplar von Gomphus simillimus so:
Hinterleibsanhänge weiblich, Hinterleibsbasis auf der Unterseite weiblich (es fehlen offenbar die sekundären Geschlechtsorgane). Form und Zeichnung des Hinterleibsendes männlich (keulenförmig verdickt, gelbe Flecken ausgedehnt). Hinterleib allgemein schlank wie beim Männchen.
Weil am Tier männliche und weibliche Merkmale in Kombination zu sehen sind, könnte es sich um einen Hermaphroditen ('Zwitter') handeln. Wie immer in solchen Fällen, lässt sich anhand von Fotos nicht mehr aussagen; man müsste das Tier unter dem Binokular studieren können…
Mit freundlichen Grüßen,
Hansruedi Wildermuth“
An dieser Stelle möchten wir uns bei Herrn Prof. Dr. Hansruedi Wildermuth für seine plausible Erklärung auf das Herzlichste bedanken. Wir haben dank seiner Hilfe viel dazugelernt und sind wieder um eine Erfahrung reicher.