Zur wissenschaftlichen Nomenklatur: „Epitheca“ stammt von „epithêkê“ (gr.) = Umhüllung; wegen der großen Scheidenklappen der Weibchen. „bimaculata“ kommt „bi“ (lat.) = zwei und „macula“ (lat.) = Fleck, sich auf die beiden dunklen Basalflecken auf den Hinterflügeln beziehend. Daher leitet sich auch der deutsche Artname ab.
Der Zweifleck ist eine kräftig gebaute Libelle mit breitem, abgeflachtem Abdomen. Die Körperlänge beträgt in etwa 7,5 Zentimeter und die Flügelspannweite liegt bei ca. 9,0 Zentimetern. Der Kopf erscheint in einem bräunlichen Gelbton, das Labrum und die Oberseite der Stirn sind schwarz. Augen im ausgefärbten Stadium graublau bis grünlich. Der Thorax ist gelblich braun, ohne den typisch metallischen Glanz der Falkenlibellen der Gattungen Cordulia oder Somatochlora. Die Beine erscheinen lang und sind schwarz gefärbt. Die Flügel sind bernsteinfarben getönt und je nach Alter und Geschlecht verschieden kräftig gefärbt. Die Hinterflügel weisen an der Basis je einen dreieckigen dunklen Fleck auf. (namensgebend). Das Abdomen der Tiere ist 37 bis 42 Millimeter lang wobei das 1. Hinterleibssegment ohne jegliche Färbung ist. Die Segmente 2 bis 9 weisen eine dorsale, schwarz gefärbte Zickzackzeichnung auf. Bei dem Weibchen ist unter dem 9. Hinterleibssegment eine auffällige zweilappige Subgenitalplatte zu erkennen.
Beschreibung der Larve:
Die Larve erschent für Falkenlibellen außergewöhnlich groß. Sie ist 28 bis 32 Millimeter lang und bis 13 Millimeter breit. Sie ist extrem langbeinig und sehr kräftig bedornt. Kopfseitig weist sie ein Paar höckerartige Gebilde auf. Die Dorsaldornen stehen steil ab und sind stark nach hinten gekrümmt, nach hinten flacher werdend. Seitendornen an den Segmenten S-8 und S-9 sind vorhanden. Die Larve sowie die Exuvie sind gegenüber anderen Libellenarten unverwechselbar.
Epitheca bimaculata besiedelt - hier stark vereinfacht beschrieben - zwei Lebensraumtypen:
1. Meist künstliche Stillgewässer in Flussauen.
2. Bevorzugt glazial entstandene Seen in der Tiefebene oder im Gebrigsvorland. Hierunter zählen Moorweiher und -Seen, Torfstiche, Fisch- und Kiesteiche Altarme und Altwasser. Große bis mittelgroße Stillgewässer mit Fischbesatz und teilweiser Schwimm- und Tauchblattvegetation sowie weiten offenen und windgeschützten Wasserflächen. Idealerweise sollten die Gewässer in unmittelbarer Nähe einen gewissen höheren Baumbestand in Form von Wald aufweisen. Die Art lebt immer mit folgenden Arten vergesellschaftet: Cordulia aenea, Somatochlora metallica, Orthetrum cancellatum, Erythromma najas und Erythromma viridulum. Selten jedoch mit Edellibellen wie z.B. Aeshna cyanea, da diese meist den Fischen zum Opfer fallen.
Ein "Optimalhabitat" für Epitheca bimaculata: Ein 3,5 ha großes Stillgewässer mit üppiger Schwimmblattvegetation und reichlich Fischbesatz. Nahe Waldbestände und Brennnesselvorkommen entlang der Ufer sowie teilweise ganztägige sonnendurchflutete Großflächen bilden die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung der Art.
Die Bildtafel unten zeigt die Emergenz eines Weibchens von Epitheca bimaculata.
Die Exuvien des Zweiflecks sind aufgrund ihrer Größe und der übermäßig starken Bedornung im Grunde genommen unverwechselbar. Sie sind, wie bereits erwähnt, etwa 30 Millimeter lang und 13 Millimeter breit. Die folgenden Aufnahmen zeigen die leeren Larvenhäute sowohl in unserem Studio als auch in der freien Natur, am Originalfundort.
Der Zweifleck ist eine der seltensten Libellen unserer Heimat. Über ihre Entwicklung ist im Allgemeinen recht wenig bekannt. Man geht von einer zwei- bis dreijährigen Entwicklungszeit aus. Die Reifezeit der Imagines beträgt im Mittel 16 Tage.
Die erwachsenen Männchen patrouillieren weit draußen über dem offenen Wasser in Höhen von 5 bis 15 Metern. Nur selten kommen sie in Ufernähe. Man findet sie auch so gut wie nie sitzend. Ihr Bestand oder ihr Vorkommen kann meist nur durch Funde von Exuvien (leeren Larvenhüllen) nachgewiesen werden. Dies ist jedoch sehr schwierig, da die Tiere sehr gerne unter großen Blättern von Brennnesseln schlüpfen und so leicht übersehen werden. Es wird von Exuvienfunden von Epitheca bimaculata berichtet, die zwischen 6 und 20 Metern vom Gewässer entfernt lagen.
Die Flugzeit ist sehr kurz: In der Regel von Anfang Mai bis etwa Ende Juni. In sehr warmen Frühjahren schlüpfen die Tiere auch schon in der letzten Aprildekade. Zur Paarung fliegen die Libellen in die Baumkronen. Unmittelbar danach presst das Weibchen einen Eiklumpen aus, der bis zu 2.000 Eier enthalten kann und mitunter größer als ihr Kopf ist. Damit fliegt es zum Wasser und streift die Eier an der Vegetation ab. Diese sinken dann an dem Substrat ab und bilden etwa 50 Zentimeter lange krötenähnliche Laichschnüre aus denen dann die Larven schlüpfen.
Die Bilder oben zeigen Weibchen des Zweiflecks, in einem Alter von ca. 24 Stunden. Am Tag zuvor konnten wir den Schlupf dokumentieren. Für einen Start zum Jungfernflug war es allerdings noch zu kalt, sodass die Tiere sich noch an ihrem Schlupfort aufhielten. Wenig später wurde der Jungfernflug erfolgreich absolviert.
An dieser Stelle möchten wir gerne aus dem Buch „Die Falkenlibellen Europas“ von Prof. Dr. Hansruedi Wildermuth zitieren:
Der Flug des Zweifleck:
„…Flug ist wild und reißend…geradlinig, gleichmäßig, schnell. …fliegt kraftvoller als die Vierflecklibelle…sie sind aktiv bei sonnigem Wetter vom frühen Vormittag bis zum frühen Abend, erscheinen aber morgens später und verschwinden abends früher als die Gemeine Smaragdlibelle. Kämpfende Männchen steigen mit enormer Geschwindigkeit hoch, um aber zumeist umgehend auf ihre Flugbahn zurückzukehren. Der Zweifleck ist die scheueste und fluggewandteste Libelle, die ich bisher gesehen habe.“
Epitheca bimaculata ernährt sich von kleinen Insekten wie Fliegen, Mücken, Schmetterlinge und Schnaken, jedoch auch anderen Libellen, die im Flug erbeutet werden.
Die Larven erbeuten im Wasser vorkommende Insektenlarven, und Kleinorganismen wie Wasserflöhe und Kleinkrebse im fortgeschrittenen Larvenstadium auch kleine Fische und Kaulquappen.
Der Zweifleck ist ursprünglich ein westsibirisches Faunenelement mit Tendenz zur Ausbreitung nach Europa. In Richtung Osten kommt sie in Sibirien und in Unterarten bis nach Japan vor. Die Nominatform ist in Europa inselartig verbreitet. Ihr Areal ist mit Streufunden in Holland, Belgien und Frankreich belegt. In Großbritannien, Spanien und Portugal fehlt die Art. Nördlich drang sie bis in den Süden Schwedens vor und südlich bis zum italienischen Alpenvorland am Gardasee.
In Deutschland wurde die Art bisher in 13 von 16 Bundesländern nachgewiesen. Nach 1985 mussten diese Angaben jedoch auf nur noch sieben Bundesländer reduziert werden, da es keine neuerlichen Funde gab, bestehende Sichtbeobachtungen in Zweifel gezogen werden mussten und die Art somit als verschollen anzusehen war. Derzeit ist der Zweifleck nur in den Bundesländern Brandenburg und Saarland weit verbreitet und lokal recht häufig. Dagegen gibt es für Niedersachsen und Thüringen keine und für Sachsen nur zweifelhafte Fundmeldungen, die auf Sichtbeobachtungen basieren.
Aus den letzten 27 Jahren sind keine Fundmeldungen über Epitheca bimaculata aus NRW bekannt. Die Beobachtungen aus den Jahren zuvor können nicht mit Sicherheit belegt werden. Am 25. April 2011 gelang den Autoren der erste Reproduktionsnachweis der Art in Nordrhein-Westfalen überhaupt.
Epitheca bimaculata ist in der Roten Liste als „Vom Aussterben bedroht“ geführt. In den nächsten Jahren wird sich eine intensive Suche am Fundort der Reproduktion und ähnlichen, in Frage kommenden Habitaten lohnen, um neue Erkenntnisse über den Bestand der Art in NRW zu gewinnen.