Der wissenschaftliche Artenname wird viersilbig ausgesprochen und auf der zweiten Silbe betont: (a-e-ne-a). Die Bezeichnung kommt aus dem Griechischen von „kordyleia“ und bedeutet „die Keulige“, abgeleitet von der Form des männlichen Abdomens. „aenea“ ist von „aeneus“ (lat. „aus Bronze“) abgeleitet, wegen der Körperfarbe der jüngeren Tiere.
Den deutschen Familiennamen erhielt sie wegen des sehr schnellen, falkenähnlichen Fluges mit außergewöhnlichen Flugmanövern.
Die Gemeine Falkenlibelle ist ein eurosibirisches Faunenelement. Cordulia aenea bewohnt vorzugsweise kleinere Seen, Teiche und Weiher mit durchwachsenem Schilf oder Seggenbestand. Extensiv bewirtschaftete Fischteiche zählen ebenso zu ihren Refugien. Habitate von der Größe eines Kinderplanschbeckens sind für die Art vollkommen ausreichend. Jedoch sollte mindestens die Hälfte der Wasserfläche ganztägig besonnt sein. Einen wichtigen Bestandteil des Lebensraumes bilden unmittelbar umliegende Baumbestände, die zumindest die Größe eines kleinen Wäldchens aufweisen sollten. Diese partiellen Gehölze dienen den Tieren als Reife- und Ruhehabitat. Für die weiblichen Tiere sind sie im Bezug auf ihre Lebensweise ein wichtiges Rückzugsrefugium, wenn sie von paarungswilligen Männchen nicht gleich entdeckt werden wollen.
Die Gemeine Falkenlibelle erreicht eine Körperlänge von 50 bis 55 Millimetern und gehört somit zu den mittelgroßen Libellen unserer Heimat. Ihre Flügelspannweite beträgt bis zu 75 Millimeter. Ihre Flügel sind verschieden gebaut. Die Hinterflügel sind etwas kräftiger entwickelt.
Das Männchen weist ein nach hinten deutlich verdicktes Abdomen auf, wobei die breiteste Stelle zwischen dem 7.und 8. Segment liegt. Der Thorax ist komplett mit sehr kurzen Haaren bedeckt.
Das Weibchen hat ein zylindrisch geformtes Abdomen ohne eine stark abstehende Legeröhre.
Die Augen der Jungtiere sind nach der Imaginalhäutung milchig graubraun gefärbt. Ihre kräftige, smaragdgrüne Farbe erlangen sie erst beim Erreichen der Geschlechtsreife.
Cordulia aenea ist die erste Falkenlibellenart, die innerhalb eines Jahres fliegt. Verwechslungsgefahr besteht mit der etwas später im Jahr auftretenden Glänzenden Smaragdlibelle, Somatochlora metallica, da sich ihre Flugzeiten kurz überschneiden.
Die Schlupfzeit der Art beginnt im Flachland bei günstigen Witterungsverhältnissen bereits in der zweiten Aprilhälfte, im Bergland hingegen einige Wochen später.
Die Weibchen führen ein sehr diskretes Leben und kommen nur zur Paarung ans Gewässer. Selbst dort halten sie sich gut versteckt an angrenzenden Bewaldungen oder - kurz vor der Paarungsbereitschaft - in der dichten Ufervegetation der Gewässer auf.
Wird ein Männchen auf der Suche nach einem paarungswilligen Weibchen fündig, wird dies sofort ergriffen. Die Paarung beginnt im Flug und wird unmittelbar darauf in der nahen Vegetation, meist auf Bäumen sitzend, fortgesetzt. Sie dauert nur wenige Minuten.
In ihrer Tagesphänologie beginnt die Art sehr früh mit Flugaktivitäten. Sie gilt als „Frühaufsteher“ unter den Libellen und kann an milden Frühjahrsmorgen schon ab 8.30 Uhr bei Jagd- und Patrouillenflügen in Höhen von 0.5 bis 2 Metern über Wasser und weit abseits desselben beobachtet werden.
Die Gemeine Falkenlibelle ist wie ihre Artverwandten, ein extremer Dauerflieger. Nur sehr selten sieht man die Tiere sitzend.
Die Männchen patrouillieren unruhig und mit hohen Geschwindigkeiten an Gewässersäumen entlang, wobei sie ein Revier von über 100 Metern Länge beanspruchen. Auf der Suche nach Weibchen gehen sie dabei oft in den Rüttelflug über. Artgenossen werden mit schier unglaublichen Flugmanövern aus dem Revier vertrieben. Größeren, vergesellschafteten Arten wie zum Beispiel der Großen Königslibelle, Anax imperator, oder der Blaugrünen Mosaikjungfer, Aeshna cyanea, ist sie fliegerisch überlegen.
Wird ein Männchen auf der Suche nach einem paarungswilligen Weibchen fündig, wird dies sofort ergriffen. Die Paarung beginnt im Flug und wird unmittelbar darauf in der nahen Vegetation, meist auf Bäumen sitzend, fortgesetzt. Sie dauert nur wenige Minuten.
Die Weibchen fliegen daraufhin zur Eiablage an Stellen mit dichtem Uferbewuchs, wo sie ihre Eier im Schwirrflug in Form von kleinen Klumpen unter wippenden Bewegungen ins Wasser abwerfen. Aus den Eiern schlüpfen nach etwa drei Wochen die Larven.
Die Larven sind an ihren ungewöhnlich langen Beinen und einem breiten und abgeflachten Abdomen leicht zu erkennen. Der Hinterleib ist mit niedrigen Dorsaldornen versehen. Ihr Lebensraum sind bis zu 1 Meter tiefe Gewässerabschnitte, in welchen sie sich mit ihren langen Beinen an submerser Vegetation verankern und dort versteckt auf Beutetiere lauern.
Für die Entwicklung zum Fluginsekt benötigen die Larven, je nach Beschaffenheit des Gewässers, zwei bis drei Jahre. Im letzten Jahr überwintert die Larve in ihrem endgültigen Entwicklungsstadium, um dann zeitig im folgenden Frühjahr als eine der ersten Großlibellenarten zu metamorphosieren.
Der Schlupf der Art erfolgt zumeist sehr synchron, was bedeutet, dass an mittleren bis größeren stehenden Gewässern mit entsprechender Individuendichte an einem Tag viele Tiere gleichzeitig schlüpfen.
Die Wahl des Schlupfortes der Larven ist sehr variabel. Während das Gros der Tiere niedrige Schlupfsubstrate wie dem Ufer nahe Binsenvegetationen, Brennnesseln und Farne zur letzten Häutung wählt, konnten auch mehrere Exuvien z.B. an Kiefern und Birken in über drei Metern Höhe weit landeinwärts bis über 20 Meter vom Gewässer entfernt gefunden werden.
Bedingt durch meist niedrige Schlupforte, wird Cordulia aenea während der Emergenz oft Opfer von Prädatoren, wie Ameisen oder Spinnen.
In optimalen Lebensräumen lebt Cordulia aenea gerne mit folgenden Arten vergesellschaftet.
Cordulia aenea fängt kleine Insekten im Flug. Fliegen, Mücken, Schnaken und sogar Käfer passen dabei in ihr Beutespektrum. Kleinere Beutetiere werden im Flug verzehrt. Eine Besonderheit bildet hierbei das Jagdhabitat. Beide Geschlechter jagen nicht am eigentlichen Fortpflanzungsgewässer. Vielmehr werden die Kronenbereiche der meist nahegelegenen Baumgruppen sowie weiter vom Gewässer entfernte Lichtungen, Waldwege, Feldhecken und locker verbuschtes Gelände zur Nahrungsaufnahme aufgesucht.
Über die larvale Entwicklung der Tiere ist nur wenig bekannt. Über die einzelnen Stadien ist sich die Wissenschaft noch im Unklaren. Sie erbeuten Wasserflöhe, Insektenlarven, kleine Krebse und Käfer sowie sonstiges Kleingetier, denen sie habhaft werden können.
Die Gemeine Falkenlibelle ist in einem verhältnismäßig schmalen Streifen von Europa bis Asien weit verbreitet. Ihr Areal reicht vom gesamten Mitteleuropa über Sibirien bis nach Japan. Der Süden von England und Irland wird ebenfalls von ihr besiedelt. In den warmen Mittelmeerländern kommt sie nicht vor. Sehr warme bis heiße Regionen werden gemieden. In Deutschland ist ihr Bestand nach Norden hin stark abnehmend.