Der wissenschaftliche Name des Gekielten Flussfalken kommt von „oxys“ (gr.) = scharf, spitz und „gaster“ (gr.) = Bauch: nach der zu einer langen nach unten gerichteten Spitze des letzten Abdominalsegmentes der Männchen; „curtisii“ zu Ehren des Entomologen J. H. Curtis (1791-1862). Der deutsche Gattungsname bezieht sich auf das falkenhafte Verhalten und des Vorkommens an Flüssen. Das 10. Hinterleibssegment ist gekielt.
Der Gekielte Flussfalke erreicht eine Körperlänge von 5,0 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 6,5 bis 7,0 Zentimetern. Thorax und Abdomen sind bei beiden Geschlechtern metallisch grün und wechseln im Alter zu einem Kupferton. Auf der Oberseite des Hinterleibs zieht sich vom ersten bis zum Beginn des achten Segmentes ein mittig verlaufendes Band unpaariger gelber Flecken, die in ihrer Ausdehnung variabel sein können. Dieser gelbe Streifen dunkelt im Alter stark nach.
Das Abdomen der Männchen wirkt sehr schlank und ist am Körperende an den Hinterleibssegmenten S-8 und S-9 keulig verdickt. Ihre äußeren Merkmale macht die Spezies im Grunde genommen unverwechselbar.
Oxygastra curtisii besiedelt vorwiegend ruhig strömende Tieflandgewässer sowie Flüsse und Bäche des Berglandes an Stellen mit langsam fließendem, relativ tiefem und sommerwarmem Wasser wie zum Beispiel strömungsberuhigte Kolke oder gestaute Flussabschnitte. Schnell fließendes Wasser und Stromschnellen werden von der Art gemieden. Die Gewässerufer sollten ganz oder teilweise mit Büschen und Bäumen bewachsen sein, deren Wurzelwerk am oder im Wasser frei liegt (Eiablage und Larvalhabitat). Im Wasser sollte möglichst keine Krautvegetation vorhanden sein.
Nachweislich entwickeln sich die Larven des Gekielten Flussfalken auch in Seen mit entsprechender Ufervegetation und leichter Brandung.
An diesem großen Stillgewässer in der südfranzösischen Camargue sowie in dessen Umfeld von mehreren Hundert Metern konnte Oxygastra curtisii in Anzahl gefunden werden.
Die folgende Bildtafel zeigt Männchen und Weibchen in diversen Altersstufen, die jeweils an den Farben der Augen zu erkennen sind. Die Jungtiere weisen eine rötlich braune Augenfarbe auf. Heranreifende Exemplare erkennt man an den türkisfarbenen Augen. Erwachsene Imagines verfügen wie die meisten anderen Falkenlibellenarten auch, über leuchtend grüne Augen.
Die jungen Imagines jagen in lichten Laubwäldern, an sonnigen Waldlichtungen, Hecken und Gebüschen sowie über Kulturland zwischen Weinreben und Maisfeldern, die einige Hundert Meter vom Gewässer entfernt liegen können.
Erwachsene Individuen verhalten sich territorial und patrouillieren an Stellen, an denen das Wasser vergleichsweise tief ist und ruhig fließt. An Seeufern fliegen die Männchen entlang von Röhrichten, wobei die Patrouillenstrecken auf bestimmte Uferabschnitte beschränkt und lediglich zwischen 6 und 15 Metern lang sind. Hier fliegen die Männchen auf der Suche nach Weibchen in einer Höhe von 0,3 bis 2 Metern mit schnellen Richtungswechseln und kurzen Rüttelphasen.
Wird ein Weibchen, welches zu Paarungszwecken das Gewässer aufgesucht hat, entdeckt, wird es vom Männchen ergriffen. Die Einleitung der Paarung beginnt noch am Gewässerufer. Danach setzen sich die Paarungsräder an Bäume, Büsche oder krautige Pflanzen ab.
Zur Eiablage fliegt das Weibchen alleine das Gewässer an und legt seine Eier oft unter überhängenden Ästen oder halboffenen Höhlungen zwischen Baumwurzeln ab. An Stillgewässern erfolgt die Eiablage an Algenwatten.
Erwachsene Individuen jagen oft in kleinen Gruppen und in unterschiedlicher Höhe. Dabei werden gerne Haufen tanzender Insekten, sogenannte „Mückensäulen“ angeflogen und stark dezimiert. Am Abend fliegt Oxygastra curtisii das umliegende Gebüsch an um dort einzeln, selten auch in Gruppen, zu übernachten. Offensichtlich bevorzugt die Art feste Schlafplätze, die sie regelmäßig aufzusuchen scheinen.
Der Gekielte Flussfalke hat sein Hauptverbreitungsgebiet im Südwesten Europas. Als atlantomediterranes Faunenelement fliegt er mit Schwerpunkt in West- und Südfrankreich. Auf der iberischen Halbinsel gibt es ebenfalls einige Vorkommen.
In Deutschland gab es zur Zeit des 2. Weltkrieges in den Jahren 1940 bis 1943 eine Population der Art an der Siegmündung in den Rhein in Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 1999 wurde der Gekielte Flussfalke im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet, an dem Flüsschen „Our“ zwischen Vianden und Wallendorf entdeckt. Diese Flussstrecke in der äußersten Südeifel im Bundesland Rheinland-Pfalz bildet das einzige bodenständige Vorkommen der Art in Deutschland. Im Sommer 2006 umfasste die Imaginalpopulation an der Our schätzungsweise 1.200 Individuen, was durch Exuvienfunde belegt wurde.
Bild oben: Das Grenzflüsschen „Our“ zwischen Vianden und Wallendorf im Sommer 2011.
Trotzdem wird Oxygastra curtisii als "Gefährdet" eingestuft und gilt als sehr selten. Nicht zuletzt bedingt durch sein territoriales Verhalten ist er nur an sehr wenigen Stellen häufig.
Die Flugzeit dieser Falkenlibellenart beginnt Ende Mai / Anfang Juni und endet in den letzten Tagen des August.