Hinweis zur wissenschaftlichen Nomenklatur: „Aeshna“: Die Bedeutung bzw. Herkunft des auf Fabricius (1775) zurückgehenden Namens ist ungeklärt (Fiedler, 1997). Die ungewohnte Schreibweise (ohne „c“) wurde zunächst als Schreibfehler gedeutet und der Name entsprechend in „Aeschna“ geändert, was aber später von der internationalen zoologischen Nomenklaturkommission wieder rückgängig gemacht wurde. „isoceles“ kommt von „isos“ (gr.) = „gleich“ und von „skelos“ (gr.) = „Schenkel“; nach dem hellen gleichschenkeligen Keilfleck auf der Oberseite des 2. Abdominalsegmentes. Dieser Keilfleck ist maßgebend für den deutschen Artnamen.
Die Keilfleck-Mosaikjungfer oder auch fälschlicher Weise Keilflecklibelle genannt, erreicht eine Körperlänge von 7,0 bis 7,5 Zentimetern und Flügelspannweiten von 8,5 bis 9,5 Zentimetern. Sie ist damit etwas kleiner als ihre Verwandte, die Blaugrüne Mosaikjungfer, Aeshna cyanea. Der gesamte Körper der Keilfleck-Mosaikjungfer besitzt einen orangebraunen Grundton. Beim Männchen ist darüber hinaus eine feine grünliche Zeichnung zu erkennen. Im Gegensatz zu der farblich ähnlichen Braunen Mosaikjungfer, Aeshna grandis, welche braun gefärbte Flügel besitzt, sind bei ihr die Flügel glasklar. Die Keilfleck-Mosaikjungfer trägt namensgebend auf der Rückseite des zweiten Abdomenabschnittes eine keilförmige, gelbe Zeichnung in Form eines nach unten spitz zulaufenden Keiles. Ihre grünen Komplexaugen wirken auffallend groß und setzten sich von der rostbraunen Körperfarbe deutlich ab.
Charakteristisch ist bei den Männchen der an der Hinterflügelbasis nach unten verlaufende safrangelbe Basalfleck, der bei den Weibchen fehlt. Die Art kennt keinen Sexualdimorphismus. Das bedeutet, dass beide Geschlechter farblich gleich aussehen.
Die Exuvie der Keilfleck-Mosaikjungfer ist etwa 40 Millimeter lang und verfügt über eine breite Fangmaske. An den Seiten von S-6 bis S-9 ist sie bedornt. Die Farbe der Larven ist oft schwarz.
Aeshna isoceles ist eine Frühjahrslibelle und als eine „Schönwetterlibelle“ zu bezeichnen. Bei guten bis sehr guten Witterungsverhältnissen ist die Edellibelle tagsüber von ca. 11.00h bis 16.30h MESZ aktiv. Dabei sollte die Lufttemperatur nicht unter 20°C und ein zumindest diffuses Sonnenlicht herrschen. Bei plötzlich einsetzendem Regen fliegt die Art noch ein kurzes Stück und lässt sich dann ins Gras fallen. Man kann die Tiere nach ihrem vormittäglichen Erscheinen beim Jagdflug beobachten.
Die sehr scheuen Männchen patrouillieren ab der Mittagszeit von der Wasserseite aus, um die Schilfgürtel der Flachwasserbereiche ihres Habitats nach Weibchen abzusuchen. Anders als viele andere Edellibellen fliegt Aeshna isoceles dabei recht hoch, ähnlich der Braunen Mosaikjungfer, Aeshna grandis. Die durchschnittliche Flughöhe beträgt 2 bis 4 Meter. Hierbei geht die Edellibelle oft in den Rüttelflug über. Während ihrer Suchflüge setzt sich die Art dabei auch hin und wieder senkrecht an der Ufervegetation ab.
Die Weibchen suchen die Gewässer nur zur Paarung und zur Eiablage auf. Wenn sie etwa um die Mittagszeit an der Ufervegetation erscheinen, werden sie von den Männchen im Flug ergriffen. Die Paarung beginnt im Flug über Wasser und wird sitzend im Geäst der Uferbäume beendet. Sehr selten lässt sich ein Paarungsrad im Schilf nieder. Die Beobachtung eines Paarungsrades der Art ist daher ein sehr großer Glücksfall. Nach einigen Minuten trennt sich das Paar und das Weibchen geht zur Eiablage über. Dabei sticht das Weibchen seine Eier in schwimmende, teils abgestorbene Pflanzenteile ein. Es wird vom Männchen dabei nicht bewacht. Die Larven schlüpfen noch im selben Jahr etwa 6 Wochen nach der Eiablage. Ihre Entwicklungszeit zur Imago beträgt zwei Jahre.
Die Keilfleck-Mosaikjungfer liebt flache und sich schnell erwärmende Gewässer: Auentümpel, Flussaltarme, Weiher von Tagebauen, Sand- und Tongruben sowie die Flachwasserbereiche von mit Seggen und Schilfgürteln bewachsenen Seen. Vorteilhaft sind größere Gewässer oder zusammenhängende Feucht-gebietskomplexe mit Mischwaldbestand, die sich in einem fortgeschrittenen Sukzessionsstadium befinden und voll besonnt sind. Neu angelegte Baggerseen, schnell fließende Gewässer und bewirtschaftete Fischteiche mit regelmäßig gemähten Ufern werden von der Art gemieden. Die meisten Habitate, die von Aeshna isoceles besiedelt werden, sind sehr schwer zugänglich.
Die Keilfleck-Mosaikjungfer lebt, neben anderen Kleinlibellen, gerne mit Arten wie dem Frühen Schilfjäger, Brachytron pratense, und dem Spitzenfleck, Libellula fulva, vergesellschaftet. Bei einer hohen Artendichte reagieren die Männchen auch unter Artgenossen ausgesprochen aggressiv. Ist jedoch die Große Königslibelle, Anax imperator, im gleichen Habitat vertreten, bleibt Aeshna isoceles dem Gewässer so lange fern, bis die Aktivität der Großen Königslibelle nachlässt.
Zum Beutespektrum von Aeshna isoceles gehören Insekten aller Art, die im Flug erbeutet werden. Teilweise wird, wie bei vielen anderen Edellibellenarten, diese auch während des Fluges verzehrt.
Die Keilfleck-Mosaikjungfer ist ein atlantomediterranes Fau-nenelement. Die Art ist über Nordafrika sowie Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Nördlich kommt sie bis Schweden vor. Ihr Status ist in vielen europäischen Ländern und in Nord- und Ostdeutschland noch unklar. In den Niederlanden und Großbritannien fehlt die Art nahezu vollständig, da sie mit dem dortigen Klima nicht zurechtkommt. Aus der Schweiz sind 7 Fundorte bekannt. Im bayerischen Alpenvorland ist die Art noch häufig zu sehen. Die Autoren selbst konnten im Berner Oberland, CH, und in der Mark Brandenburg gesunde Populationen beobachten.
In Nordrhein-Westfalen gilt Aeshna isoceles als stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht. 1981 gelang Kikillius & Winkler der Erstnachweis der Art an den Villeseen des Rekultivierungsgebietes des ehemaligen Braunkohletagebaues bei Köln. Die Art hat sich an der dortigen Seenplatte erfolgreich reproduziert und weist eine jährlich schwankende Population auf. Den Autoren gelang im Sommer 2010 der Erstnachweis der Keilfleck-Mosaikjungfer für die Bergische Heideterrasse. Hier konnte allerdings noch keine Bodenständigkeit durch z.B. Exuvienfunde nachgewiesen werden. Es wird sich lohnen, in den nächsten Jahren explizit nach der Art Ausschau zu halten.
Die Flugzeit der Art liegt zwischen Mitte Mai und Mitte August.